Mittwoch, 19. Oktober 2011

Ab jetzt lebte ich in kompletter sozialen Isolation.

Dann kam die Zeit, in der ich wirklich fast gar nicht mehr vor die Tür gegangen bin. Wie ich schon beschrieben habe. Ich habe mich sozusagen in meine eigene Burg verschanzt und fast jeglichen Kontakt nach Außen abgebrochen. Weder Telefon, noch Klingeln oder Klopfen haben mich dazu bewegt, die Türe zu öffnen.
Bis sich dann meine Geschwister und ganz liebe Freunde hinter mich gestellt haben und mir sozusagen "in den Hintern getreten haben". Ich schaffte es aber immer wiede, mich ganz zurück zu ziehen.
Das hatte natürlich auch zur Folge, dass ich mit meinen Ängsten und Gedanken auch ganz alleine war. Irgendwann gab es kein wirksames Mittel mehr, mich aus diesen z. T. dunklen Gedanken selbst wieder rauszuholen. Also begann ich als Ausgleich, mich selbst zu verletzen. Meine Wohnung, die an sich 58 qm groß ist, wurde mir oftmals viel zu klein. Und während ich in dieser immer noch enger werdenden Wohnung unruhig umher lief, strich ich immer wieder an meinen Armen auf und ab, eigentlich um mich vom Versuch mich zu Kratzen, abzulenken. Der Übergang in ständiges Kratzen blieb nicht lange aus und zwar so extrem, dass ich nicht mehr aufhören konnte, bis das Blut floss.
Einmal diese Wunden zugefügt, mußten diese dann immer wieder herhalten. Ich kratzte sie immer und immer wieder auf, bis sich sich entzündeten. Aber auch das empfand ich als "Erleichterung".
Manch einer wird sich sagen "das tut doch weh", ja das tut es und das ist in dem Moment auch so gewollt. Genau das ist es, was einem kurzfristig die Erleichterung bringt. Aber eben nut kurzfristig.
Und nicht das jetzt der Anschein entsteht, dass ich mich gegen Therapie entschieden hätte. Nein, nein - all das geschah während ich 1x wöchentlich ambulante Therapie macht.

Irgendwann habe ich doch dann bemerkt, dass ich so nicht mehr weiter machen kann.
Richtig gelesen  - ich habe es bemerkt -, nicht meine damalige Therapeutin.
Ich ging in eine Tagesklinik und bat dort um einen Termin. Der dann aber wie üblich noch eine Zeit auf sich warten ließ. Dann war der Tag da und ich war sehr aufgeregt, weil ich nicht wußte, was da jetzt auf mich zukam.
Ich hatte ein Gespräch mit einer Psychologin, die mich bat, doch einfach zu erzählen. Das tat ich dann auch, bemerkte aber schnell, dass ich kreuz und quer redete. Die Psychologin brach das Gespräch ab und meinte, dass sie mich nicht in die Tagesklinik aufnehmen kann, weil ich für eine ambulante Therapie nicht stabil genug wäre. Ich sollte mich in einer psychiatrischen Klinik melden zur stationären Aufnahme. Das gefiel mir überhaupt nicht.
Allein die Bezeichnung "psychiatrische Klinik" im Volksmund auch heute immer noch liebevoll "Irrenanstalt" genannt, machte mir sehr zu schaffen. Ich war hin- und herge-rissen. Auf der einen Seite wußte ich, dass ich alleine so nicht weiter machen konnte. Und auch die Angst vor mir selbst, dass ich irgendwann mal diesen einen kleinen Schritt "zu weit" gehe. Die Gedanken hatte ich schon oft. Was also tun?
Nach langem Überlegen traf ich endlich eine Entscheidung......


Montag, 26. September 2011

Es folgten mehrere Krankenhausaufenthalt

Es waren schwierige Momente. Es ging mir nicht gut. Meine Ärzte machten mir klar, dass
ich nicht nur eine ambulante Psychotherapie machen sollte, sonder auch für ein paar Wochen in eine Klinik für psychosomatische Erkrankungen begeben. Nicht nur wegen meiner Depressionen, sondern auch wegen der immer noch anhaltenenden chronischen Schmerzen, die nach Operation mehrerer Bandscheibenvorfälle nicht mehr von meiner Seite wischen. Wie geht es jemanden damit, der gesagt bekommt, er solle wg. seiner Psychischen Probleme in eine Klinik gehen, die im Volksmund  als "Irrenanstalt" oder etwas liebevoller "Meisenburg" genannt werden.
Meine Reaktion war erstmal nach vorne preschen und mich selbst davor in Schutz nehmen, indem ich meinte, das ich nicht nur, weil die Ärzte nicht weiter kommen, für "bekloppt" erklärt werde. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich dazu bereit erklärt habe.

Beim ersten Aufenthalt war mein ganzes Tun dahingehend, dass ich immer noch sagte,
dass ich gar nicht weiß, warum ich in der Klinik bin. Und was passiert, wenn man die Einstellung hat .....ich bin geschickt worden? Was passiert.......nichts, Wenn die Einstellung in Ablehnung endet, schafft man nichts. Wenn man nur darauf wartet, dass andere etwas für mich machen, fahre ich auch mit nichts nach Hause.
Letztendlich ging ich nach 10 Wochen mit noch mehr Problemen nach Hause, als ich bei der Aufnahme in die Klinik hatte.
Was war passiert; durch Gesprächstherapie sind wieder Ereignisse aus meiner Vergangenheit hochgekommen, die ich jetzt erstmal nicht verarbeiten konnte.
Nach einem Jahr kam der zweite Aufenthalt in der gleichen Klinik und ich bemerkte schon ganz schnell, dass mir dieser zweite Aufenthalt wahrscheinlich nicht helfen wird.
Ich fühlte mich völlig fehl am Platz. Um mich herum waren alles junge Frauen um die 20 Jahre. Alle litten an irgend einer Art von Magersucht. Alle Gruppen oder Gespräche richteteten sich nur auf dieses Thema aus. Nach zehn wochen ging ich nach Hause.
Inzwischen bekam ich von der Krankenkasse keine weitere ambulanten Therapiestunden mehr gewährt.  Ich versuchte mehr oder weniger mich aufrecht zu halten, es gelang mir aber nur schlecht.

In der Zeit danach habe ich micht komplett zurückgezogen, bekam Angst, wenn ich nur schon einkaufen fuhr. Habe immer mein Umfeld beobachtet und hatte immer Angst, nicht schnell weg zu kommen. Durch das Ganze begann ich falsch zu atmen bis hin zur Todesangst. Ich ging nirgendwo mehr hin, ging an kein Telefon und schon gar nicht öffnete ich  jemanden die Tür.
Ab jetzt lebte ich in kompletter sozialen Isolation.






Donnerstag, 22. September 2011

Für mich war klar - ich brauchte Hilfe

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Meinung, dass ich mir die Peinlichkeit nicht geben wollte. Zuzugeben, dass ich nicht alles  mehr alleine leisten kann. So zog es sich dann hin.
Meine eigene Situation, dann die furchtbare Krankheit meines Vaters, es gab für mich keinen anderen Weg - ich musste mir Hilfe holen.
Der erste Schritt den ich ging war, mich meiner Hausärztin anzuvertrauen. Alleine das stellte sich schon schwierig dar. Als ich ihr erzählte, dass ich massive psychische Probleme hätte, schaute sie mich an und ich meine ich konnte in ihren Augen sehen, was sie dachte. Von dem Tag an hatte ich das Gefühl, jedesmal wenn ich wegen Beschwerden zu ihr kam, habe ich gespührt, dass sie am liebsten gesagt hätte "ob das nicht wieder psychisch ist". Egal was ich für Beschwerden hatte, ich sah es einfach - sie glaubte mir nicht wirklich.
Genau das war es, warum ich mich erst viel zu spät meiner Ärztin gegenüber geöffnet habe.
Obwohl sie war nicht die Einzige, die so dachte. Egal zu welchem Arzt man geht, immer kommt es irgendwann zu der Frage nach den Medikamenten, die man einnimmt. Spätens eine viertel Stunde später, kam dann die Frage, weshalb müssen sie dies und das nehmen. Auf meine durchaus ehrliche Anwort bekam ich dann ein "ach so, aha, jetzt verstehe ich". Dies hieß sofort, das ist "psychisch".
Ich hatte Schmerzen ohne Ende - auch die waren "psychisch". Ich hatte Rücken-schmerzen waren psychisch. Und er nachdem ich dann mal gesagt habe, dass ich das unmöglich finde, nur weil ich psychische Probleme habe, müßen nicht alle Schmerzen oder Beschwerden"psychisch" sein. Erst dann wurde richtig hingesehen und dann war es  plötzlich nicht mehr psychisch, weil man Bandscheibenvorfälle halt bei einem MRT sieht.
Nach zahlreichen Rückenoperationen, die nicht wirklich viel gebracht haben, begab ich
mich in Schmerztherapeutische Behandlung.
Es folgten mehrere Klinikaufenthalte.





Mittwoch, 21. September 2011

Dunkle Wolken!

Stimmungsbarometer heute


heute ist wieder so ein Tag, an dem man gar nicht aufstehen mag. Und steht man auf, dann kommt man einfach nicht auf Trab. An solchen Tagen fühle ich mich, wie unter einer Glocke.
Ich könnte den ganzen Tag nur schlafen.
Fange mal hier an aufzuräumen, mal anderswo. Nehme hier was weg und lege woanders wieder hin. Verteile alles neu würde ich dazu sagen. Zuerst bin ich nur Müde. Im Laufe des Tages bemerke ich, dass mich das selbst an mir stört. Ich versuche mich abzulenken, es gelingt mir aber nicht. Irgendwie werde ich immer unzufriedener und hasse mich dafür, dass ich nicht in der Lage bin, einen geregelten Tagesablauf zu haben.

Montag, 19. September 2011

Meine Seele wurde krank

Ab dieser Zeit bemerkte ich selbst, wie so langsam meine Kräfte schwanden. Ich war nicht mehr belastbar und geriet in einen Kreislauf von Selbstvorwürfen bis zum Hass gegen mich selbst. Ich machte mich, egal was kam, für alles selbst verantwortlich. Genau am  30. November 2004 rief mich mein Vater an, dass ich schnell kommen soll, weil meine Mutter total schlecht ging. Als ich ankam hatte meine Mutter Atemprobleme. Ich rief sofort den Hausarzt an und dieser hat mir angeboten, er würde den Notarztwagen bestellen. Es kam dann aber nur ein Krankentransport. Die haben meiner Mutter direkt an Sauerstoff gehangen. Sie wurde in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Nachmittags bin ich hin und ihr ging es noch schlechter, als vorher. Das Schlimmste war,  es gab kein Zimmer für meine Mutter....sie mußte auf dem Flur liegen.

Zum Ende der Besuchszeit ging es meiner Mutter etwas besser und ich bin etwa beruhig-
ter nach Hause gefahren.
Am nächsten Morgen erreicht mich gegen 10 Uhr ein Anruf von einer sehr aufgeregten Assitenzärztin, dass ich so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen soll und ich soll
mich beeilen, wenn ich meine Mutter noch mal lebend sehen möchte. Als ich ankam war
es schon zu spät. Meine Mutter verstarb am Morgen des 01. Dezember 2004 an einer Lungenembolie. Auf die Frage wie das passieren konnte, bekam ich zur Antwort, Verstrickung ungünstiger Umstände. Was sollte da alles hadern; das brachte mir meine
Mutter auch nicht wieder zurück. Mein Vater blieb in der Wohnung alleine; er versuchte selbst und alleine zurecht zu kommen. Ich bin immer hingefahren, habe seine Wäsche gewaschen und nach dem Rechten gesehen. Was man zu meinem Vater sagen muss, er litt schon seit ca. 2 Jahren an einer leichten Demenz.
Von da an liefen die nächsten Monate so an mir vorbei

Den  Rest Selbstbewußtsein und meine Selbstachtung habe ich seit 2005 mit der Einführung von HartzIV verloren. Das war alles so  verletzend und entwürdigendm dass ich echt gedacht habe, wo soll das noch hin führen. Ich war wirklich an der letzten Stufe in unserer Gesellschaft angekommen.
Die ewigen respressalien von der Arbeitsangentur und deren ständigen Drohungen, wenn du das nicht machst, dann...... konnte ich nicht mehr ertragen.
Plötzlich waren da Gedanken, die ich von  mir so nicht kannte. Das machte mir Angst.
Zuerst waren es nur Gedanken, die ich noch schaffte wegzudrängen. Irgendwann gingen sie nicht mehr weg aus meinem Kopf.   Für mich war klar - ich brauchte Hilfe!



Plötzlich war alles anderes

Ich fand also eine neue Anstellung in einem soziotherapeutischen Heim für alkoholkranke Männer und Frauen. Es war zwar nur ein Zeitvertrag, allerdings für 3 Jahre. Ich habe es als Chance gesehen und mich bemüht, hier und da noch etwas dazu zu lernen. Es hat mir viel Freude bereitet, mit den Bewohnern ab und zu ein "Schwätzchen" zu halten. Aber die Zeit dort war auch nicht einfach. Manch eine Geschichte konnte man auch nicht einfach so dalassen, wenn Feierabend war. Ich konnte das nicht so wegstecken. In der ganzen Zeit,
wurde mir immer das Gefühl gegeben, dass ich sehr wahrscheinlich übernommen werden kann, was mich natürlich sehr freute und auch eine gewisse Ruhe in mir aufkommen ließ, weil ich ja wußte, wenn ich bleiben kann, dann darf der Zeitvertrag nicht nochmal verlängert werden, sondern ich mußte einen Festvertrag bekommen. Nach kurzer Zeit hieß es dann, dass ich doch übernommen werden kann, weil die Kollegin, für die ich eingesprungen bin, weil sie in Mutterschaftsurlaub war, doch wieder zurück kommen wollte. Das war für mich, wie ein Schlag ins Gesicht. Von heute auf morgen sah ich mich schon beim Arbeitsamt sitzen.
So kam es dann auch, Mitte 2003 war ich dann wieder arbeitslos und ich litt sehr darunter. Meine Seele wurde krank.